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Mutmacherbericht eines Spenders zum Thema: "selbst spritzen oder spritzen lassen" vor einer Stammzellspende

von: Grit Schulz
Thumb foto gcsf
GCSF Set zur Mobilisierung

Unser Stammzellspender Mike hat einen Erfahrungsbericht zum Thema GCSF-Mobilisierung verfasst, als Mutmacher bzw. Entscheidungshilfe  - selbst spritzen oder spritzen lassen - vor einer Stammzellspende. Diesen möchten wir Euch nicht vorenthalten!

1996 ließ ich mich während des Blutspendens für die Knochenmarkspenderdatei registrieren und typisieren. Vor 18 Jahren, also 2002 kam dann die Nachricht, dass ich als Spender gebraucht werde bzw. in Frage komme. Nach weiterer Blutentnahme und Tests hatten sich die Ärzte für mich als den geeigneten Spender entschieden. Außerdem stand nun fest, auf welche Weise ich spenden werde, nämlich durch die periphere Stammzellentnahme aus dem Blut. Der Spendetermin stand nun auch fest, es war ein Montag, und davor liegt nun mal ein Wochenende. Aus praktischen und organisatorischen Gründen habe ich mir überlegt, es wäre das Einfachste wenn ich mir die Spritzen selber gebe, was ich dann auch getan habe. Ich hatte auch keine Lust, 2 mal am Tag mit meinen Spritzen und Fläschchen z.Bsp. zu meiner Hausärztin zu fahren. Das war auch richtig so, mehr dazu am Ende unter "Grippe". Am Tag 2 des Spritzens (habe 5 Tage vorher angefangen) kam ich auf eine "geniale Idee". Ich habe mir die zweite Tagesspritze abends kurz dem Schlafen gegeben. So habe ich die Nebenwirkungen verschlafen bzw. sie nachts nicht wahrgenommen. Schlafen konnte ich in dieser Zeit ziemlich gut. Ich finde, diese Vorgehensweise kann ein echter Vorteil sein.

Ein weiterer Vorteil des selber Spritzens ist, man muss in keine Arztpraxis, wo man vielleicht mit kranken / erkälteten Menschen in Kontakt kommt. Aber bevor man sich gar nicht spritzt (weil man es selbst nicht hinbekommt oder sich nicht traut, das soll es geben) hat man dann den Plan B und lässt sich spritzen. Aber so schnell werdet ihr nicht aufgeben.

Die erste Spritze kann schwer sein, was tun:

Die meisten von uns, haben sich bis zu dieser Spende noch nie eine Spritze gegeben. Es ist ja nur eine kleine Subkutan-Spritze (unter die Haut). Und obwohl man es will, kann das Unterbewusstsein uns einen Streich spielen, es ist die Angst vor dem Unbekannten. So ging es mir auch, und auch andere haben davon berichtet. Was kann man tun? Ich saß da und hatte alles für die erste Spritze vorbereitet. Ich wollte mir die kleine Subkutannadel schräg von der Seite in eine Hautfalte am Bauch (etwas Fett findet man dort meistens) spritzen, doch mein Arm versagte, machte nicht was er sollte. Jetzt ruhig bleiben, und es erneut probieren dachte. Leider immer mit dem gleichem Ergebnis. Ich kam bis kurz vor die Bauchdecke und dann ging nichts mehr. Das ging so 10 Minuten lang. Da habe ich in Gedanken folgenden Text zu mir gesprochen:

"So, warum machst du das hier? Du willst einen Menschen helfen der deine Stammzellen benötigt, richtig? Antwort ja. Dazu musst du dir jetzt diese Spritze geben, sonst funktioniert das nicht. Danach konnte ich mich spritzen, ging dann auf einmal. Übrigens, später bei der zweiten Spritze und den weiteren ging das dann leichter."

Meine Grippe Erfahrung von 2003 und wie es dazu kam:

Dieses Thema ist natürlich sehr aktuell, vor allem in Bezug auf das Coronavirus.

Genau ein Jahr nach der Spende  Feb 2003 (also zur Grippe/Erkältungszeit) war ich ganz kurz in einer Arztpraxis (höchstens für 2 Minuten). Es war der Hausarzt einer Freundin die ich begleitete. Angefasst habe ich "nur" die Türklinke. Als ich wieder raus ging, dachte ich, was ist hier los, kein freier Platz mehr. Der Wartebereich war voll mit kranken erkälteten Menschen. 2-3 Tage später ging es dann bei mir los. Eine richtige Grippe mit Fieber, das volle Programm, und vermutlich habe ich mich in dieser Praxis angesteckt, war sonst nicht mit MENSCHEN ZUSAMMEN in dieser Zeit. Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht dort rein gegangen und wäre vorsichtiger gewesen.

Die gleiche Situation 1 Jahr vorher und ich hätte vermutlich nicht spenden können. Warum sich also zusätzlich selbst gefährden, wenn es nicht sein muss und man die Wahl hat. Also ein weiteres Argument fürs selber spritzen.

Das war mein Erfahrungsbericht 2002/2003. Danke fürs lesen, ich hoffe meine Ausführungen waren hilfreich für dich. Viel Glück und Erfolg für dich bei der Spende und der Vorbereitung.

Kleiner Nachtrag von unserer Seite - wer es sich nicht selbst zutraut zu spritzen, für denjenigen/diejenige haben wir natürlich die Möglichkeit, einen Pflegedienst zu beauftragen. Die netten Kollegen kommen dann zu den vereinbarten Zeiten nach Hause und setzen die Spritze - Kosten entstehen für den Spender nicht!

Wir danken Mike herzlich für seinen Bericht. Sollte es Fragen geben, stehen wir natürlich für deren Beantwortung telefonisch zur Verfügung!

 

 

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